Anzahl der Opfer Folgende Wochen und Monate Krankenversorgung Umwelt Spätfolgen Forschung und Krankenunterstützung
Wenn man über die Krankenversorgungssituation nachdenkt, kommt man schnell an einen Punkt, an dem man es sich einfach nicht mehr vorstellen kann. Die Menschen nahe dem Detonationszentrum waren vollkommen auf sich gestellt. Sie hatten kein Zuhause mehr, viele konnten nicht mehr laufen und mussten an Ort und Stelle auf der Straße, zwischen Asche, Trümmern, Blut und toten Menschen liegen bleiben. Sie konnten sich nicht gegenseitig helfen, viele waren mit Glassplittern am ganzen Körper durchsiebt und hatten zerschmetterte Knochen.
Arzt entfernt Splitter, aus Tashiro 1982
Die Ruine des Rot-Kreuz Krankenhauses wurde zur ersten Hilfe Station. Über die Hälfte aller Ärzte und Krankenschwestern waren tot, viele so schwer verwundet, dass sie selbst Hilfe brauchten und nur ein Zehntel blieb einsatzfähig. Alle Menschen, die irgendwie laufen konnten kamen zu ihnen, doch schnell war das Verbandsmaterial, das nicht verbrannt war auch aufgebraucht und die Schmerzmittelmengen waren nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein. Als nach kurzer Zeit die Menschen an Durchfall und Erbrechen litten, wurde die Lage noch grauenhafter. Patienten, die nicht mehr in der Lage waren zu gehen, hatten keine andere Wahl, als sich direkt zu entleeren. Die restlichen Menschen, hatten aber auch keine großen Möglichkeiten, denn die Toiletten waren alle zerstört. So war in kurzer Zeit die komplette Stadt verunreinigt und schnell war das Problem der Leichenverbrennung ein weitaus kleineres, im Gegensatz zur Reinigung, der letzten bestehenden Räume von Urin, Kot und Erbrochenem. Das Problem war unmöglich zu bewältigen, denn auch das Wasser im Fluss war schwarz und verseucht.
Leichenverbrennung, aus Tashiro 1982
Unvorstellbar ist auch die Lage der Menschen mit Verbrennungen. Die Haut schälte sich ab und das feucht glänzende rohe Fleisch war dem Schmutz und der Hitze ausgesetzt. Das schon erwähnte Verbandsmaterial, war nicht genug vorhanden um tausenden Menschen den kompletten Körper zu verbinden. Notgedrungener Weise wurde dann Zeitungspapiere verwendet, allerdings gab es auch da nur noch wenige unverbrannte Reste.
Die Wunden eiterten und rochen unangenehm und was die Qual noch verstärkte, waren die Maden die sich in die Höhlen der Verletzungen gruben. Außerdem kam es in den folgenden Tagen zu einer Fliegenplage, da sich die Fliegen durch die Radioaktivität unendlich vermehrten und sich auf die offenen Wunden setzten. Tote waren von Fliegen schwarz bedeckt.
In der ganzen Stadt waren dieselben leeren Blicke. Die Menschen waren so unter Schock, dass sie wohl die Situation gar nicht richtig begreifen konnten, sonst wären sie alle sofort verrückt geworden, denn die Lage war unbeschreiblich. Wer Verbrennungen oder Wunden hatte, war meist in Trance, da ihre Nervenenden stark verletzt waren, ansonsten wäre der Schmerz unerträglich gewesen.
Krankenstation. Quelle: www.pamil-visions.net/apology-to-hiroshima/217688/
Der unstillbare Durst war von der ersten Sekunde an auch ein riesiges Problem. Tote Menschen befanden sich im Flusswasser und es war voll mit Erbrochenem und ähnlichem. Außerdem war es voller Schutt und Asche. Die Überlebenden konnten das Wasser nicht trinken. Aus Berichten erfährt man immer wieder, dass es wie durch ein Wunder anfing zu regnen. Allerdings waren die dicken Tropfen schwer und schwarz. Die Menschen wunderten sich darüber, konnten aber nicht darüber nachdenken. Sie fingen die Tropfen auf und waren überglücklich. Was sie nicht wussten war, dass sich die Tropfen mit dem radioaktiven Staub vermischt hatten und genauso wie das Wasser aus dem Fluss eine sofortige Vergiftung auslöste, wenn man das Regenwasser trank. Doch das unheilbare Leiden hatte für diejenigen dann wenigstens ein Ende.
Hilfe von außerhalb war die einzige Hoffnung der Menschen in Hiroshima. Doch natürlich war auch das Nachrichtensystem zerstört und die Katastrophenberichte mussten immer wieder zu Fuß ausgetauscht werden. Zuerst trauten sich auch nur wenige Helfer in die verseuchte Stadt, den keiner wusste, was dort eigentlich genau passiert war. Die Helfer ahnten noch nichts von der Gefahr, die die Trümmerteilchen mit sich brachten. Die Falloutstrahlung, geht von den Teilchen aus, die durch die Explosion radioaktiv wurden und sich auch über das Explosionszentrum hinaus verteilt haben können.
Gemessen wird in rem (roentgen-equivalent-man), das ist die biologische Schädlichkeit. Wenn man eine Dosis von 600 rem auf eine Zeitperiode von sechs bis sieben Tagen abbekommt, erzeugt dies mit 90 prozentiger Sicherheit eine tödliche Erkrankung, an der man nach wenigen Wochen stirbt. Bei 450 rem führt das bei der Hälfte der Opfer zum Tod, die anderen werden schwer krank und erholen sich wieder, werden aber unter den schlimmsten Spätfolgen zu leiden haben. Zu einer 10 prozentigen Todesrate führen 300 rem. Die Überlebenden werden zwischen 200 und 450 rem zeitlebens sehr anfällig für Krankheiten und Infektionen sein und unter fast dauerhafter Müdigkeit leiden. Zwischen 50 und 200 rem leiden die Opfer unter Erbrechen und einem stark vermindertem Abwehrsystem.
Unter 50 rem erzeugen beim Menschen zwar kurzfristige Effekte, doch die Opfer werden sich diesen nicht direkt bewusst werden, wie zum Beispiel eine leicht erhöhte Mündigkeit ein Leben lang.
Ärzte sezierten die Leichen so schnell es ging, denn immer mehr Menschen starben und keiner wusste warum eigentlich. Die Überlebenden/die Ärzte waren ratlos und fragten sich, ob die Bombe einen unbekannten Krankheitserreger oder Giftgas mit sich gebracht hatte, dass sich immer weiter verbreitete. Die Menschen hatten eine unvorstellbare Angst. Wenn man dachte man würde wieder gesund, wurde man meist bald wieder krank durch das zerstörte Immunsystem. Der Gedanke, dass bald niemand mehr leben würde, verbreitete sich im Eiltempo.
Bei Unverletzten, oder Menschen mit äußeren Verletzungen, stellten die Ärzte fest, dass diese häufig zerstörte blutbildende Gewebe haben. Genauso an den Lymphknoten, der Milz und dem Knochenmark. Sie litten an Schwellungen und dem Zerfall von Eingeweiden und Zellen, Geschlechtsorganen und Drüsen.
Bei vielen war die rechte Herzkammer oder das gesamte Herz geweitet und die Lebergefäße gestaut. Die Lunge fanden sie häufig aufgebläht oder voller Flüssigkeit. Später bekam dieser Zustand den Namen "Versaftung?.
Leiden in den ersten Wochen, aus Tashiro 1982
3.1 Das Atombombenkrankenhaus
Nach und nach wurde in Hiroshima ein Atombombenkrankenhaus errichtet, in dem Anfangs nur Hibakusha, (gesprochen Hi-back-scha) behandelt wurden. Hibakusha werden in Japan die Menschen genannt, die den Atombombenangriff überlebt haben. Der Grund dafür ist, dass sie nicht mit „Überlebender“ oder „Opfer“ benannt werden können, da man bei dieser Katastrophe und den unglaublichen Folgen nicht einfach auf ein schon vorhandenes Wort zurückgreifen kann und auch will, da es einfach eine ganz neue Situation war. Hibakusha sind eigentlich drei Wörter. Hi heißt Leiden, baku heißt Bombe und sha ist der Mensch.
Das Krankenhaus wurde im September 1956 eingeweiht und wurde bis 1977 immer wieder erweitert. 1982 gab es in Hiroshima gezählte 110 000 Hibakusha, die sich aber auch in anderen Krankenhäusern behandeln lassen durften.
Viele der Patienten hatten keine Familie mehr und die meisten mussten den ganzen Tag das Bett hüten. Einmal in der Woche haben sie zwar Bücher ausgeliehen bekommen, doch konnten nur wenige lesen, da sie dicke Brillengläser tragen mussten, denn ihre Augen waren häufig vom Atomblitz geblendet und verletzt worden, was zu einer Trübung der Netzhaut führte. Ein paar konnten aber hell und dunkel unterscheiden. Es wurden Tagebücher geschrieben und Ängste versucht zu verarbeiten. Manches können wir heute lesen und haben daraus die Erkenntnisse wie schlimm die Situation eines Atomkriegs sein muss. Vieles wurde sicher mit verkrüppelten Händen, mühsam geschrieben. An vielen Betten fand man einen aus Papier gefalteten Kranich, was in Japan ein Symbol für Gesundheit, Glück und Frieden ist.
Anzahl der Opfer Folgende Wochen und Monate Krankenversorgung Umwelt Spätfolgen Forschung und Krankenunterstützung
Letzte Änderung: 12.01.12 - DO