5. Spätfolgen

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Für Hibakusha, die bis Anfang 1946 überlebt hatten und nicht an ihren Verletzungen oder den Sofortschäden, durch die Strahlung gestorben sind, ging es nun immer mehr aufwärts, sie schienen sich zu erholen. Verbrennungen vernarbten, gebrochene Knochen wuchsen wieder zusammen, ihre Haare fingen wieder an zu wachsen, Familien fügten sich wieder zusammen und die Menschen fingen an wieder zu lachen. Doch leider täuschte vieles, denn für die meisten fing das tägliche Leiden erst an.


5.1 Narbenwucherung


Keloide. Quelle: www.connectionworld.org/hiroshima-como-voce-nunca-viu/

Die vermeintlich schnell verheilenden Wunden und Verbrennungen, wurden zu Keloiden. Das sind Narben, die aus einem Wucher von zu viel Haut bestehen und nicht normal verheilen. Sie entstehen durch ein überschüssiges Wachstum von Zellen, ausgelöst durch radioaktive Bestrahlung. Der Betroffene leidet dabei unter entstellten, zum Beispiel Gesichtszügen. Die Keloide verhärtet sich und es ist ihm nur noch unter Schmerzen und Steifheit möglich sich zu bewegen. Eine Operation gelingt in den seltensten Fällen, meist entsteht aus der Operationswunde ein neues Keloid. Es gibt Keloide, die ein Leben lang immer wieder eitern und nicht verheilen und aus vielen entsteht nach Jahren Hautkrebs.


5.2 Krebs

Im September 1946 kam plötzlich auf, dass ungewöhnlich viele Atombombenopfer an Leukämie (Blutkrebs) starben. Bis 1955 stieg in Hiroshima und Nagasaki die Häufigkeit steil an, danach nahm sie wieder ab, doch 1973 war sie noch fünfmal höher als normalerweise und nochmals zehn Jahre später lag sie immer noch deutlich über dem Durchschnitt.
Ab 1960 fingen immer mehr bösartige Tumore an zu entstehen, je größer die Strahlendosis bei den Opfern war. Schilddrüsenkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Speicheldrüsenkrebs und Leberkrebs kamen bei ihnen häufiger vor, als bei der Normalbevölkerung.
Bei Kindern, die im Wachstumsalter bestrahlt wurden, kann man oft eine besonders hohe Krebsrate feststellen.


5.3 Erbschäden

Babys, die im Mutterleib der radioaktiven Strahlung ausgesetzt wurden, kamen oft tot zur Welt, waren missgebildet oder auch geistig/körperlich behindert. Oft hatten sie einen zu kleinen Kopf, oder eine Unterentwicklung des Gehirns und ihrer Nerven (Mikrozephalie-Kinder).

Mehrere Jahre nach 1945 war noch nicht bekannt, dass die ungeborenen Kinder von Erbschäden bedroht sind. Da sehr viele Frauen und Männer für mindestens fünf Jahre an Unfruchtbarkeit durch die Strahlung leiden mussten, bedeuteten Kinder Trost und neues Leben. Später wurde dann aus der schönen Zeit der Schwangerschaft eine Zeit der Angst.
Viele Menschen (wie auch Tiere, siehe Umwelt) mussten an Veränderungen im Erbgefüge, genannt Mutationen, leiden. Diese entstehen durch eine Veränderung der Chromosomen, die in jedem Zellkern vorhanden sind und die das Erbgut des Lebewesens beinhalten. Geringfügige Veränderungen lösen schon Wachstumsstörungen schlimmster Art aus und lassen den Menschen frühzeitig altern. Noch Generationen danach können dadurch an Schwindel, Kopfschmerzen, einem schwachen Immunsystem, Schlaflosigkeit, Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit oder häufigen Durchfällen und ähnlichem leiden.


5.4 Seelische Belastung

Neben den körperlichen Schäden muss man aber auch die seelische Belastung von jedem einzelnen sehen. Bis zu ihrem Lebensende werden Hibakusha mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Viele mussten unter zahlreichen, grauenhaft entstellten Leichen ihre nächsten Angehörigen und Freunde erkennen. Bilder, die man nie wieder vergessen wird. - Wie viele Familien wurden zerstört, wie viele Kinder haben ihre Eltern und Geschwister verloren, wie viele Sätze blieben unausgesprochen -. So schlimm die körperlichen Schäden auch sein mögen, die seelische Belastung der Menschen, ist im Mindestens gleichzusetzten, wenn nicht sogar höher.
Unerträgliche Erinnerungen, Alpträume, Ängste vor einem neuen Unglück, Schuldgefühle mit einem Freund am falschen Ort gewesen zu sein, bei jedem Krankheitszeichen ans Sterben denken, Angst vor dem Alleinsein und unter alle dem auch noch die gesellschaftliche Ächtung. Die Diskriminierung von Hibakusha-Kindern darf auch nicht vernachlässigt werden. Sie tragen den Namen "Hibakunisei?, hier bedeutet Nisei Angehörige/r der zweiten Generation. Außerdem sind Hibakusha und auch deren Nachkommen von der Arbeitslosigkeit bedroht. Keine Firma wollte natürlich freiwillig, gern Hibakushas einstellen, da man von ihnen wusste, dass sie durch ihre häufige Müdigkeit nur bedingt leistungsfähig waren und sie ein schwaches Immunsystem haben. Dazu kommt, dass man nie genau wusste, wie lange die Verstrahlten noch zu leben hatten. Viele hatten wie schon erwähnt auch entstellte Gesichter durch die Keloide und auch wenn die Narben normal verheilt waren, war es doch häufig ein schlimmer Anblick. Wenn diese Menschen nicht vor Scharm zerbrachen, taten sie es spätestens auf der Suche nach Arbeit. Sicherlich haben nur wenige ein wirklich wieder normales Leben aufbauen können. Seit 1982 erreichten immer mehr Hibakushas das Rentenalter, doch kaum einer schaffte es ohne dauernde ärztliche Versorgung. Sie leiden unter Magenkrankheiten und nervösen Beschwerden, von den dauerhaften Schwächegefühlen ganz zu schweigen.
Wer eine Familie haben wollte, war sich noch Generationen danach im Unklaren, ob das Neugeborene gesund zur Welt kommen wird.
1986 war das internationale Jahr des Friedens und zu diesem Anlass hat die Friedens- und Kulturstiftung von Hiroshima, die Berichte von 100 Hibakusha aufgezeichnet und im Friedensmuseum Hiroshima archiviert.


Eigen Erstellung, Tabelle der Krankheitsbilder

 

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Letzte Änderung: 12.01.12 - DO