Universität Stuttgart Abteilung Wirkungsgeschichte der Technik, Seite 10
Doppelt gebückt, wie alte Bettler unter Säcken,
x-beinig, keuchend wie Hexen, fluchten wir durch den Schlamm,
bis wir den gespenstischen Leuchtgeschossen den Rücken zuwandten
und in Richtung unserer fernen Rast uns schleppten.
Männer marschierten im Schlaf. Viele hatten ihre Stiefel verloren.
Aber hinkten weiter, ihre Füße in Blut geschustert. Alle wurden lahm;
alle blind;
von Müdigkeit trunken; taub sogar gegen das Gejohle
der trägen, fehlgeleiteten Fünf- Neuner, die hinter uns einschlugen.
Gas!
Gas! Schnell, Jungs! - ein ekstatisches Gefummel,
die klobigen Helme gerade rechtzeitig aufgezogen;
Aber einer schrie noch immer und stolperte
und taumelte wie ein Mann in Feuer oder Branntkalk...
Trüb, durch die vernebelten Scheiben und das dichte grüne Licht,
wie unter einem grünen Meeresspiegel sah ich ihn ertrinken.
In allen meinen Träumen, vor meinem hilflosen Blick
stürzt er auf mich zu, flackernd, würgend, ersaufend.
Wenn - in einem erstickenden Traum - Du auch mitschreiten könntest.
Hinter dem Wagen, auf den wir ihn warfen
und mit in seine Augen schauen, wie sie in seinem Gesicht sich winden,
sein hängendes Gesicht, wie ein Teufel ganz krank von Sünde.
Wenn du bei jedem Ruck das Blut hören könntest
Das sich in den schaumig verdorbenen Lungen sammelt
Obszön wie Krebs, bitter wie das Wiedergekäute
Von widerlichen, unheilbaren Geschwüren unschuldiger Zungen -
Mein Freund, du würdest nicht mit solch hoher Lust
Den Kindern, die nach aussichtsloser Ehre gieren
Die alte Lüge auftischen:
Dulce et decorum est
Pro patria mori.
Der Titel des Gedichts ist eine Anlehnung an Horaz Carmina III.2.13:
"Süß und ehrenvoll ist es, für sein Land zu sterben"23
Martin Gutmann