Die japanische Architektur unterlag bereits vor 1945 westlichen Einflüssen, aber nach dem Krieg wurde das Land überwiegend im pseudowestlichen Stil wieder aufgebaut. Umkehrt hatte auch die japanische Bauästhetik großen Einfluss auf westliche Architekten.
Nachdem Japan lange Zeit seine Grenzen gegen Ausländer geschlossen hielt und damit eine ganz spezielle japanische, wenn auch chinesisch beeinflusste, Architektur entwickelte, brachte die Meiji-Zeit 1867 bis 1912 die Öffnung zum Westen. Meiji bedeutet Ära der Erleuchtung und in diesem Sinne erlebte das Land eine Reihe von Reformen. Es wurde eine neue Verfassung erlassen, die Feudalherren gaben ihren Anspruch auf Land und Leute auf und die Einteilung des Volkes in die vier Klassen wird abgeschafft. Nach dem Vorbild der westlichen Länder wandelte Japan sich zu einem Industriestaat. Japanische Architekten reisten in europäische Städte, um die dortige Architektur kennenzulernen, und europäische Architekten kamen nach Japan. Einen besonderen Einfluss hatte dabei die Stadt Wien. Japanische Städte waren dicht mit Holzhäusern bebaut, weswegen die regelmäßig auftretenden Großbrände oft ganze Stadtviertel vernichteten. Als 1872 ein Großfeuer das Ginza-Viertel in Tokio in Schutt und Asche legte, wurde beschlossen, das Gebiet im Stil westlicher Backsteinbauten wieder zu errichten, das erste solche Großprojekt in Japan.
In derTaish?-Zeit 1912 bis 1926 fand eine Machtverschiebung von den Traditionalisten hin zu den Demokratischen Parteien statt. Das Große Kant?-Erdbeben von 1923 zeigte dann, dass Backsteinbauten nicht erdbebensicher sind, und so wurde von nun an auf Stahlbeton gesetzt. Aus dieser Vermischung mit europäischen Stilrichtungen stammen auch Gebäude wie der Bahnhof Tokyo und das Parlamentsgebäude. Diese Architektur vor dem Zweiten Weltkrieg ist unter Giy?f?-Architektur oder pseudo-westliche Architektur bekannt.
Mit Beginn der Showa-Zeit 1926 bis 1989, geriet Japan während der Weltwirtschaftskrise in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Showa bedeutet Erhabener Friede. Aber im Gegensatz zu dieser erhabenen Regierungsdevise setzten sich imperialistische Tendenzen durch und die Mandschurei wurde besetzt. Als die Armee 1932/33 putschte wurden die demokratischen Institutionen aufgelöst und Japan bekriegte Burma, Thailand, Malaysia, Indonesien, die Philippinen und schließlich auch die USA. Diese schlugen mit großer Brutalität zurück und nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki wurde der Krieg beendet. Japan wurde von alliierten Truppen besetzt und demokratisiert. In der Folgezeit erholte sich die Wirtschaft und Japan wurde zur drittgrößten Industriemacht der Welt. Die Architektur wurde durch den technologischen Fortschritt stark beeinflusst, ebenso wie viele andere Aspekte der japanischen Kultur und Gesellschaft. Durch die Notwendigkeit des Wiederaufbaus Japans nach dem Zweiten Weltkrieg war eine rasche Veränderung des Stadtbildes gegeben. Innerhalb kurzer Zeit waren die Städte wieder funktionsfähig, aber ihr Aussehen hatte sich stark verändert. Die in der Vorkriegszeit eingeführten Bautechniken, Materialien und Stile ermöglichten den Bau neuer Stahlbetongebäude, die stark mit traditionell errichteten Gebäuden kontrastierten. Auch bestand ein großer Unterschied zu den Gebäuden der Vorkriegszeit, welche nach klassischen europäischen Maßstäben entworfen wurden. In der Nachkriegszeit wurden zunehmend triste moderne, funktionalistische Bauten errichtet.
Die Architektur der Heisei-Zeit seit 1989 ist gekennzeichnet von hochmodernen und optisch ansprechenden Industriebauten. Heisei bedeutet Frieden innen und außen, im Himmel und auf der Erde, kurz gesagt: Frieden überall. Diese Zeit ist geprägt von der japanischen Wirtschaftskrise nach dem Zusammenbruch der so genannten Bubble Economy, welche erst ab 2001 überwunden werden konnte. Die städtebauliche Situation veränderte sich bereits seit den 1990ern. Um dem Bedürfnis nach schönem Wohnraum nachzukommen wurden Ideen einer Konzentration von Wohn-, Arbeits- und Freizeitumgebung auf engstem Raum wurden umgesetzt, um die alten Nachkriegsindustriebauten durch neue kreative Designs zu ersetzen und ein modernes und ästhetisches Stadtbild zu schaffen.
Letzte Änderung: 12.01.12 - DO