Der Soldat an der Westfront – Militärpsychiatrie
Quelle 7: Andreas Latzko: Der Abmarsch

Der Schriftsteller Andreas Latzko diente während des Ersten Weltkrieges in der österreichisch-ungarischen Armee und erlitt dabei selbst ein schweres psychisches Traum. Seine Eindrücke verarbeitete er unter anderem in der Novellensammlung „Menschen im Krieg“. In der Novelle „Der Abmarsch“ werden zunächst umfangreich die Symptome eines Kriegszitterers beschrieben, bevor dieser schließlich zum leidenschaftlichen Ankläger gegen die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung wird. Aufgrund der pazifistischen Gesinnung der erstmals 1917 erschienen Novellensammlung wurde Latzko degradiert und das Buch in den kriegsführenden Staaten verboten.

„Diese drei bestritten, mit den zwei Damen auf der Bank, die an der Mauer stand, allein die Unterhaltung; denn der vierte: Landsturmleutnant mit gelichteten Hinterkopf, bekannter Opernkomponist in Zivil, saß versunken, mit zuckenden Gliedern und unstet irrenden Augen auf seiner Bank, ohne Anteil zu nehmen am Gespräch. Er war vor einer Woche erst eingeliefert worden, mit einer schweren Nervenerschütterung, die er sich auf dem Doberdo-Plateau geholt. In seinem Blick lauerte noch das Grauen. Finster vor sich hinbrütend ließ er willenlos alles mit sich geschehen, ging zu Bett, oder saß im Garten, von den anderen wie durch eine unsichtbare Wand getrennt, auf die er stierte.“

Andreas Latzko: Der Abmarsch, in: ders.: Menschen im Krieg, Zürich 1918, S. 9-35, hier: S. 15f.

Andreas Latzko: Der Abmarsch (8,1 MB)


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