Der Soldat an der Westfront – Der Einsatz von Giftgas
Quelle 5: Tagebuch von Theodor Zuhöne

Der aus Niedersachsen stammende Arzt Theodor Zuhöne (1877–1952) meldete sich unverzüglich nach Ausrufung der Mobilmachung freiwillig zum Dienst. Die Erlebnisse und Eindrücke aus den Lazaretten an verschiedenen Fronten notierte er häufig unmittelbar. Nach dem Krieg fasste Zuhöne seine Notizen in Tagebüchern zusammen.

7. Februar 1916
„Morgens Abfahrt von Napoleons-Insel nach Dessau zum Gaskursus, welcher in den Anilinwerken in Greppin stattfand. Die Kurse finden morgens statt, mittags sind wir wieder in Dessau, eine wirklich hübsche Stadt mit schönem Theater, in welchem wir abends ein Lustspiel genießen.“

13. bis 18. Februar 1916
„In Rixheim alles beim Alten. Es stieg eine Regimentsbesichtigung, weiterhin eine Vorführung der Gasschutzmittel durch Leutnant Riedlin und mich auf dem Habsheimer Platze. Dort hatte ich Gelegenheit, verschiedene Flugzeuge von außen und innen eingehend zu besichtigen, die Einrichtung der Funkerstation zu sehen und dergleichen.“

4. März 1916
„Am folgenden Tage werden beim Bataillon praktische Übungen mit Gasmasken in künstlichen Nebelwolken veranstaltet.“

11. März 1918
„Wir bekommen früh 2 böse Gasvergiftungen mit Lungenödem. Dieselben werden mit Sauerstoffeinatmungsapparat behandelt. Wir bekommen beide durch trotz Lungenentzündung.“

20. bis 22. Juli 1918
„Spazierritt [...] nach Lager Blankenburg hinter Neuville. Unser Krankenbestand vermehrt sich, es sind bereits 350 Kranke da. Zum Teil sind die Leute in eigene Gaswolken gelaufen. Die meisten leiden an Augenrötungen, Tränenträufeln, Nasen-Rachenkatarrhen, Verbrennungen der Haut. Einige schwere Fälle von Bronche-Pneumonie.“

31. Juli 1918
„Unter unsern Gaskranken haben wir eine Menge schwerer Fälle. Ich habe deshalb viel Arbeit: Sauerstoffeinatmungen, intravenöse Injektionen, Aderlässe. Wir geben den fieberhaft Erkrankten vielfach ein oder mehrere Dosen Tetanus-Antitoxin mit gutem Erfolge: Sinken des Fiebers, Lösung des Schleims und der Eitermembranen. Der Armeearzt besucht unsere Gaskranken.“

Tagebuch von Theodor Zuhöne


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