Der Soldat an der Westfront – Der Einsatz von Maschinenwaffen
Quelle 1: Ernst Jünger: In Stahlgewittern

Der spätere Schriftsteller Ernst Jünger (1895–1998) meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger und avancierte durch tollkühne Aktionen zum hochdekorierten Stoßtruppführer. 1920 veröffentlichte er einen ersten großen Roman „In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers“, der auf seinen Kriegsaufzeichnungen basierte und Einblicke in den „eigensinnigen“ Umgang mit Maschinenwaffen sowie die Ausrüstung der Stoßtrupps gewährt. Dieses Werk, das in lakonischem Stil das Fronterlebnis verklärt, fand in rechtsradikalen Kreisen begeisterte Aufnahme. Als Nationalrevolutionär gehörte Jünger zu den entschiedensten Feinden der Weimarer Republik.

„Ich war vollkommen in Dreß: Vor der Brust zwei Sandsäcke mit je vier Stielhandgranaten, links mit Aufschlag-, rechts mit Brennzünder, in der rechten Rocktasche eine Pistole 08 am langen Bande, in der rechten Hosentasche eine kleine Mauserpistole, in der linken Rocktasche fünf Eier-Handgranaten, in der linken Hosentasche Leuchtkompaß und Trillerpfeife. Am Koppel Karabinerhaken zum Abreißen der Handgranaten, Dolch und Drahtschere. In der inneren Brusttasche steckte eine gefüllte Brieftasche und meine Heimatadresse, in der hinteren Rocktasche eine platte Flasche voll Cherry Brandy. Achselklappen und Gibraltarband hatten wir abgelegt, um dem Gegner keinen Aufschluß über unsere Herkunft zu geben. Als Erkennungszeichen trugen wir an jedem Arm eine weiße Binde.“

„Mehrere Male versuchten wir, tief geduckt an den tracierten Stellen über die Leichen der Hochländer vorkriechend, uns weiter vorzuarbeiten, wurden aber immer wieder durch Maschinengewehrfeuer und Gewehrgranaten zurückgetrieben. Jeder Treffer, den ich sah, war tödlich. So füllte sich der vordere Teil des Grabens allmählich mit Leichen; dafür bekamen wir von hinten dauernd Verstärkung. Bald stand hinter jeder Schulterwehr ein leichtes oder schweres Maschinengewehr. Ich stellte mich hinter eine dieser Kugelspritzen und schoß, bis der Zeigefinger von Rauch geschwärzt war. Wenn das Kühlwasser verdunstet war, wurden die Kästen herumgereicht und unter wenig feinen Scherzen durch ein sehr einfaches Verfahren wieder gefüllt.“

Ernst Jünger: In Stahlgewittern, Berlin 1922 [EA 1920], S. 151 und 214f.

Ernst Jünger: In Stahlgewittern bei Projekt Gutenberg


Impressum-Uni-Stuttgart ; Datenschutzerklärung der Uni Stuttgart