Universität Stuttgart Abteilung Wirkungsgeschichte der Technik, Seite 5
Die Alliierten antworteten nach den deutschen Gasangriffen bald darauf mit eigenen Chlorgasangriffen: Die Engländer bliesen am 25.September 1915 bei Loos in Nordost- Frankreich 150 Tonnen Chlorgas ab, wodurch die deutsche Front in einer Breite von zwölf Kilometern aufgerissen wurde, ohne dass ein Durchbruch der Front erreicht werden konnte.
Beim blutigen Kampf um Verdun im Februar 1916 setzten die Franzosen zum ersten Mal Granaten mit Phosgenfüllung ein. Die Auswirkungen waren verheerend, wie der Arzt des deutschen Pionier- Regiments Nr. 35, Alfred Schroth in seinem Bericht schreibt: "Nach Inhalation einer tödlichen Dosis spürt der Betroffene zunächst nur einen leichten Augen- und Hustenreiz. Dieser vergeht gewöhnlich rasch, und innerhalb von zwei Stunden bis zu maximal drei Tagen hat das Opfer möglichweise fast keine Beschwerden [...]. Schließlich tritt ein Zustand ein, in dem nicht mehr genügend Sauerstoff aufgenommen werden kann. Es kommt zum Kollaps; die Atmung ist beschleunigt, flach und krampfhaft, der Betroffene hat starke Beklemmungsgefühle und der Auswurf ist gelblich. Dem Zustand des Vernichtungsgefühls folgt der Tod."12
Bald folgte eine deutsche Antwort durch den Einsatz von Diphosgen = Perstoff unter dem Tarnnamen "Grünkreuz", beim Verschießen von 13.800 Granaten beim Kampf gegen die Festung Verdun am 7. Mai 1916 und von 13.000 Granaten am 19. Mai 1916 gegen französische Gräben bei Chatancourt und von 127.000 Granaten am 22. und 23. Juni 1916 beim Artillerieangriff gegen Fleury vor Verdun.13
Am 4. April 1917 verwendeten die Engländer in der Schlacht bei Arras Gasminenwerfer, "sog. Livens Projektors". Dabei wurden mit elektrischer Zündung gleichzeitig mehrere hundert Gasminen auf die deutsche Stellung geworfen. Dies führte zu sehr hoher Konzentration des Giftgases und Verdrängung der gesunden Atemluft, so dass die Gasmasken die deutschen Soldaten bald nicht mehr schützten.
Martin Gutmann