Der Soldat an der Westfront – Der Einsatz von Dum-Dum-Geschossen
Quelle 4: Frankfurter Zeitung vom September 1914
Die deutsche Tagespresse verteidigte das Vorgehen des deutsches Heeres gegen die zahlreichen Vorwürfe schwerer Kriegsverbrechen in Belgien. So sprach die Frankfurter Zeitung im September 1914 gar von einer „humanen Kriegsführung“ Deutschlands und beschuldigte im Gegenzug die Kriegsgegner völkerrechtswidriger Mittel, so unter anderem auch den Gebrauch von Dum-Dum-Geschossen.
„Es versteht sich, wie für unsere Heeresleitung so für unser ganzes Volk von selbst, daß der Kampf lediglich zwischen Soldaten zu führen sei unter sorgfältiger Schonung der Wehrlosen und Schwachen, wie unter unterschiedsloser Pflege der Verwundeten und Kranken. Es ist unsere wohlbegründete Ueberzeugung, daß diese Regel unsere ganze Armee beherrscht, und daß auf unserer Seite mit einem Maß von Selbstzucht, Gewissenhaftigkeit und Milde gekämpft wird, wie es vielleicht noch niemals in der Weltgeschichte der Fall gewesen ist. Wir haben nirgends, wie die russischen Mordbrenner, friedliche Dörfer und Städte zerstört oder die Bewohner gemartert oder grundlos erschossen. Wo die Zerstörung von Privateigentum oder Hinrichtung von Franktireurs um der unerhörten Haltung der von ihren Regierungen schmählich mißleiteten Bevölkerung willen unabweislich war, haben unsere Führer das als eine schwere Pflicht betrachtet, bei der sie Unschuldige leiden lassen mußten, um unsere Verwundeten, Aertze, Pflegerinnen vor heimtückischem Mord zu schützen.Wir haben keine Dum-Dum-Geschosse gebraucht, von denen in Longwy und Maubeuge ganze Depots in sorgfältiger Verpackung und in dem ursprünglichen amtlichen Verschluß zur Ausgabe an die Truppen bereit, beschlagnahmt, und die zu Tausenden auf den Schlachtfeldern bei Franzosen und Engländern gefunden worden sind, eine Tatsache, deren Schande unser Kaiser selbst ans Licht gezogen hat, und die außer allem Zweifel steht. Wir könnten noch weiter fortfahren, unterlassen es aber. Gewiß, hier ist der Protest des christlichen Gewissens nötig, aber nicht von uns ist er zu erheben, als ob er sich auch gegen unser Volk und Heer richten müßte. Er ist die Pflicht der Völker, die diese Schmach auf sich geladen haben. Mögen die Christen es nicht an sich fehlen lassen.“ Deutschlands humane Kriegsführung, Auszug, in: Abendblatt der Frankfurter Zeitung vom 24. September 1914, S. 3