Einführung

Militärpiloten im Ersten Weltkrieg - ein Lehrprojekt

Die Kriegserfahrungen von Militärpiloten stellen ein wichtiges aber bis dato selten näher untersuchtes Phänomen in der Geschichte der modernen Kriegführung dar. Heldenfiguren wie etwa Richthofen, Boelcke oder Immelmann sind weithin bekannt und fester Teil der Erinnerungskultur bis auf den heutigen Tag. Diese populären Heldenbilder und Geschichten stehen allerdings in scharfem Kontrast zur industrialisierten Kriegführung im Ersten Weltkrieg.
Boelcke, Oswald: Hauptmann Boelckes Feldberichte. Gotha 1916, p. 81.
Dieses Bild bringt die charakteristische männliche Haltung der damaligen Militärpiloten zum Ausdruck. Boelcke schaut souverän, von oben herab und scheint alles unter Kontrolle zu haben. In der Tat symbolisierten Piloten technische und militärische Fähigkeiten, Mut und Sportlichkeit. Heldengeschichten und Fliegermythen wie etwa Boelckes Feldberichte [engl. reports from the frontline]” oder Richthofen’s “Der Rote Kampfflieger” erschienen in hohen Auflagen. Angesichts der Tatsache, dass ältere militärische Ideale wie Mut und Ehre im Rahmen des industrialisierten Tötens im Grabenkrieg keinen Sinn mehr machten, hatten sie eine wichtige propagandistische Funktion.

Die folgenden studentischen Projekte befassen sich exemplarisch mit den Erfahrungen des Luftkrieges. Ziel ist es, die damaligen Mythen und Vorstellungen des Luftkrieges als heldenhaftem, ritterlichem Kampf zu hinterfragen. Hierzu haben sich die Studenten, die diese Projekte und Materialien erarbeiteten, insbesondere mit den riskanten, meist tödlichen und wenig heroischen alltäglichen Flugerfahrungen beschäftigt. Auch die Frage, welche Rolle Pilotinnen spielten, eröffnet neue Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg und seine männlichen Soldatenbilder. Das studentische Lehrprojekt richtet sich insbesondere an Studenten, Lehrer und Schüler. Um das historische Verständnis zu erleichtern, werden Quellenmaterialien zugänglich gemacht und Fragstellungen eröffnet, die zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges einladen. So werden Todeszahlen und Unfallstatistiken ebenso herangezogen wie medizinische und psychologische Berichte, um einen besseren Einblick in die alltägliche Flugerfahrung der Piloten zu erhalten. Die Studenten haben hierzu jeweils konkrete Fragestellungen und Aufgaben formuliert, die mit Hilfe der präsentierten Materialien und Texte bearbeitet werden können. Dabei ging es um folgende Fragen: In welchem Bezug stehen die öffentlichen Heldenbilder mit den alltäglichen Flugerfahrungen? Mit welchen Gefahren und Schwierigkeiten waren Piloten im Ersten Weltkrieg konfrontiert? Warum wird das Fliegen als hauptsächlich männliche dominierte Domäne wahrgenommen?

Auch biografische Beispiele sollen den Zugang erleichtern. Ferner gehen einführende Filmbeiträge auf zentrale Aspekte des Luftkrieges ein. Der Historiker Prof. Hans-Joachim Braun wird in einem Filmbeitrag von Christian Kehrt über die Flugzeugproduktion im Ersten Weltkrieg interviewt und Achim Messer gibt Einblick in alltägliche Flugerfahrungen und Belastungsgrenzen der Piloten.

Dieses Lehrprojekt wurde an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg unter Leitung von Dr. Christian Kehrt realisiert. Die Autoren der einzelnen Projekte sind verantwortlich für Inhalt und Copyright der Bilder. Besonderer Dank gilt dem Team des Medienzentrums, vor allem Manuel Sommer, Marion Hartung, und Sebastian Wewer, deren Unterstützung die Realisierung dieses Projektes erst ermöglichte sowie dem Stuttgarter Team um Thomas Schütz, der die Online-edition betreute und einige Übersetzungen anfertigte.



Film: Interview mit Prof. Hans-Joachim Braun

Projekt: Fliegen im 1. Weltkrieg von Achim Messer

Projekt: Ritter der Lüfte von Henrik Feldmann und Richard Paul Unger

Projekt: Tod im Himmel von Jan-Philipp Birkhoff und Etienne Ludwig

Projekt: Pilotinnen im Ersten Weltkrieg von Christian Taube







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