2 Hélène Dutrieu - Pariser Luftwache
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1877 geboren, machte die Belgierin schnell von sich reden und wurde 1896 erste Weltmeisterin im Radrennsport.
Zum Flugsport gewechselt, gewann sie 1911 in Florenz den "Coppa del Rei" bei einem internationalen Flugwettbewerb und in New York den Dauerflugwettbewerb der Frauen. 1913 wurde sie für ihre fliegerischen Leistungen als erste Frau zum "Ritter der Französischen Ehrenlegion" ernannt.
Nach einer schweren Flugunfallverletzung stieg sie erst wieder in ein Cockpit, nachdem der 1. Weltkrieg ihre Heimat bedrohte. So diente Dutrieu als Pilotin in der Pariser Luftwache und führte Aufklärungsflüge für die Armee durch. Als die Gefahr in der Luft durch Jagdflieger zu groß wurde, wurde ihr die Erlaubnis hierzu jedoch wieder entzogen.
Um dennoch einen Beitrag zur Landesverteidigung leisten zu können, arbeitete sie für das Rote Kreuz und organisierte Krankentransporte. Anderen Quellen zufolge endete ihre fliegerische Tätigkeit mit Kriegsbeginn, da Frauen im (französischen) Militär nicht akzeptiert wurden.
Als Ambulanzfahrerin verfasste sie erste Überlegungen zu dem, was wir heute "MedEvac" nennen, die Evakuierung schwerstverletzter Soldaten auf dem Luftweg, doch die technischen Mittel ließen dies damals noch nicht zu.
1915 und 1916 wurde sie von Kriegsminister General Gallieni auf Propagandamissionen in die USA gesandt, um die USA an die Seite Frankreichs in den Krieg zu führen. Auf diesen Reisen entstand vermutlich ihr heroisches Image der Militärfliegerin, welches in der Presse übertrieben dargestellt wurde.
Nach dem 1. Weltkrieg wandte sie sich wieder dem Sanitätswesen zu. Das Fliegen war ein technisch zu aufwändiges und teures Unterfangen geworden, um es privat betreiben zu können. Hélène Dutrieu Sie wurde Ambulanzfahrerin und leitete im Zweiten Weltkrieg ein Militärhospital.
Literatur:
Lebow, Eilen F.:
Before Amelia. Women Pilots in the Early Days of Aviation
. Dulles (Virginia) 2002, S.25ff.
Marck, Bernard: Frauen erobern die Lüfte, aus dem Französischen von J. Grube/ F. Weyer, Paris 2009, S. 43ff.
Probst, Ernst:
Königinnen der Lüfte
. Biographien berühmter Fliegerinnen. Probst, Mainz 2002, S. 137ff.
Fragen:
1) Wie erklären Sie sich, dass Frauen im Zeitalter der Weltkriege stets in die Rolle der Helferin/ Sanitäterin gedrängt wurden?
2) Was spricht aus moralischer Sicht gegen die Frau als Kämpferin?
3) Der Begriff "Flintenweib" wird bis heute zynisch verwendet, woher kommt diese Abneigung - wird dem Mann durch die Entkopplung von Muskel- und Kampfkraft seine traditionelle Rolle als Kämpfer genommen? Vergleiche hierzu das Urteil, welches die Bundeswehr erst 2001 für Frauen öffnete.
Bereits Ende der 70er wurde in Deutschland diskutiert, ob es moralisch hinnehmbar wäre, dass Frauen als Ärztin im Militär dienten.
Weiterführende Literatur hierzu:
Seidler, Franz: Frauen zu den Waffen? Marketenderinnen, Helferinnen, Soldatinnen, Bonn 1978.
Erstellt von Christian Taube.