Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs intensivierten Unternehmen der Stahlbranche ihre Bemühungen, mit dem Bau von Stahlfertighäusern neue Absatzmärkte zu erschließen. Die beispielsweise von MAN, Hoesch und Krupp entwickelten Produkte, die teilweise auch aus neuen Werkstoffen bestanden, erwiesen sich allerdings als ökonomischer „Flop", waren eine gescheiterte Innovation, die das Vorgängerprojekt „Bauen mit Stahl“ untersuchte. Die durchgeführten Forschungen zeigten zugleich aber deutlich, dass zwar das Produkt Stahlfertighaus am Markt scheiterte, von dem Vorhaben selbst aber wichtige Spin-offs in vielfältige Bereiche des Bauwesens ausstrahlten und wirkmächtig wurden. An dieser Stelle setzt das kooperative Forschungsvorhaben an, das auf drei Ebenen diesen Spin-offs nachspürt.
Das erste Teilprojekt, geleitet von Prof. Dr. Reinhold Bauer (Universität Stuttgart), geht auf makrohistorischer Ebene der innovationstheoretischen Verortung von Spin-offs im Bauwesen nach. Diese bestehen aus einzelnen innovativen Elementen, deren Diffundieren sich von der klassischen Form der Übertragung eines funktionierenden Produkts oder Verfahrens, das abseits harter Marktbedingungen entwickelt werden konnte, unterscheidet.
Das zweite Teilprojekt, geleitet von Dr. Torsten Meyer (montan.dok), spürt auf mikro- und mesohistorischer Ebene einerseits dem Wissenstransfer zentraler Akteure von der Firmenpraxis an die Technischen Hochschulen nach. Andererseits geht es um den Transfer neuentwickelter Werkstoffe, die im Kontext der Stahlfertighäuser als Baumaterialien weiter- oder neu entwickelt wurden, in andere Bereiche des Bauwesens.
Das dritte Teilprojekt unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Dr. Helmut Maier (Bergische Universität Wuppertal) nimmt auf mesohistorischer Ebene diese Spin-offs bezüglich technologischer, epistemologischer und institutioneller Auswirkungen auf das staatliche Baustoffprüfsystem in den Blick.
Ein zentrales Anliegen des Forschungsprojekts ist es, das bautechnische Koordinatensystem der Hochmoderne (1880–1970) zu konturieren, um so einen wichtigen Baustein für die Erfassung und Einordnung der Bauten dieser Epoche zu liefern. Damit berührt es im Kern Fragen nach neuen denkmalpflegerischen Bewertungskriterien industriell gefertigter Bauten, deren Ausformulierung das grundsätzliche Anliegen des SPP 2255 ist, und widmet sich mithin auch industriekulturell bedeutsamen Aspekten. „Erfolgreich scheitern. Zur Bedeutung von Spin-offs für das Bauwesen am Ende der Hochmoderne“ ist ein Forschungsvorhaben, das in das DFG-Schwerpunktprogramm 2255 „Kulturerbe Konstruktion – Grundlagen einer ingenieurwissenschaftlich fundierten und vernetzten Denkmalpflege für das bauliche Erbe der Hochmoderne“ eingebettet ist.
Mehr Informationen zum Vorgängerprojekt "Bauen mit Stahl" finden Sie hier.