Forschungsprojekt zur in Kooperation mit dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum und der Bergischen Universität Wuppertal. Das Stuttgarter Teilprojekt thematisiert umfassend das Innovationssystem und die Innovationskulturen des deutschen Stahlbaus im 20. Jahrhundert. Es setzt so den makrohistorischen Interpretationsrahmen für die in Bochum detaillierter untersuchten Stahlfertighäuser wie auch jenen, für die in Wuppertal thematisierte institutionalisierte Materialprüfung.
Das Projekt gehört zum DFG-Forschungsclusters SSP 2255 „Kulturelles Erbe Konstruktion“
Link zur Internetpräsenz des SSP 2255 „Kulturelles Erbe Konstruktion“
Tagung: „Stahl auf Neuen Wegen“ (Stuttgart: 20.und 21. April 2023)
Link zum Tagungsbericht: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-136918?language=de
Programm:
20.04.2023 – Tag 1: Bauen mit Stahl. Innovative Fertighäuser
und konstruktive Lösungen
14:00-14:10 Begrüßung durch Reinhold Bauer (Stuttgart)
14:10-16:10 Panel I (Chair: Reinhold Bauer)
14:10-14:40 Thomas Schuetz (Stuttgart) „Innovationssysteme und Innovationskulturen
der deutschen Stahlindustrie“
14:40-15:10 Silke Haps (Bochum) „Stahl(verbund)fertighäuser der Firmen Hoesch und
Krupp - ein Experiment des Bauwesens in der Hochmoderne?“
15:10-15:40 Tobias Nolteklocke (Wuppertal) „Neue Konstruktionsmaterialien, Chemische
Industrie und Historische Materialforschung”
15:40-16:30 Kaffeepause
16:30 – 17:30 Panel II (Chair: Torsten Meyer (Bochum))
16:30-17:00 Richard Blum (Weimar) „Innovative Adaption - Raumfachwerke aus Stahl in
der DDR“
17:00-17:30 Benjamin Schmid (Innsbruck) „Das Kräftemessen zwischen Kernspaltung und
Stahlzellenverbundbauweise / Modellversuche für Sicherheitsbehälter von
Kernkraftwerken in der DDR“
18:00-19:30 Abendvortrag: Isolde Parussel (Dortmund) und Philipp Schäle (Emishalden (Rot an der Rot)): „Wie zieht man ein Fertighaus um? Translozierung eines Hoesch-Stahlhauses - ein Werkstattbericht.“
21.04.2023 - Tag 2: Eine Welt aus Stahl. Erkunden, Bewerten, Erhalten
09:30-10:30 Einführungsvortrag
Joachim Schwarte (Stuttgart) „Eine Welt aus Stahl - Von der Innovation zur Ressource“
10:30-11:00 Kaffeepause
11:00-13:00
11:00-11:30 Anke Fissabre & Evelin Rottke (Aachen) „Versteckte Stahlkonstruktionen im
Sakralbau der Moderne“
11:30-12:00 Annkathrin Heinrich (Braunschweig) „Ansätze für eine denkmalpflegerische
Bewertung von Typenstahlbauten der DDR“
12:00-12:30 Michael Hascher, Sabine Kuban und Júlia Tauber (Esslingen)
„Denkmalpflegerische Herausforderungen hochmoderner (Stahl)Konstruktionen“
12:30-13:00 Abschlussdiskussion (Ltg: Thomas Schuetz)
13:00 Verabschiedung durch Thomas Schuetz
Die Tagung wird am 20. und 21. April 2023 in der Württembergischen Landesbibliothek (Konrad-Adenauer-Straße 10, 70173 Stuttgart) stattfinden. Bitte beachten Sie, dass aufgrund von Baumaßnahmen der Tagungsort am einfachsten über den Eingang in der Konrad-Adenauer-Straße zugänglich ist.
Eine Anmeldung ist für die Teilnahme nicht notwendig.
Stahl auf neuen Wegen: Historische Innovationsdiskurse, bautechnische Praktiken und denkmalpflegerische Herausforderungen der Hochmoderne
Stahl war in der Hochmoderne neben Stahlbeton nicht nur ein Baumaterial, dessen Materialeigenschaften es ermöglichten, bis dato für unmöglich gehaltene architektonische Visionen, bautechnische Neuerungen oder infrastrukturelle Systeme zu realisieren. In diesem Kontext wurde das Material darüber hinaus mit einer Symbolik konnotiert, die es systemübergreifend zu einem integralen Bestandteil des zeitgenössischen Fortschrittsversprechens machte.
Die zunehmende Verfügbarkeit dieses Materials, die sowohl durch technologische Innovationen und ein komplexes wissenschaftliches Netzwerk befeuert wurde, als auch von den politischen und ökonomischen Bedingungen bestimmt war, hatte zur Folge, dass damit die Professionalisierung und Spezialisierung, die sich in Unternehmen, Verbänden und Institutionen abzeichnete, wie die Diversifizierung von Produkten einherging. Heute haben eine Vielzahl der stählernen – häufig experimentell entwickelten – Relikte vergangener Fortschrittsnarrative ihre ursprüngliche Funktion verloren und befinden sich in einem kritischen Erhaltungszustand. Die Reflexion über ihre konstruktions-, architektur- und bautechnikgeschichtlichen Bedeutung scheint dringend geboten und angemessene Erhaltungsansätzen müssen entwickelt werden.
Im Fokus der Tagung wird das Baumaterial Stahl in der Hochmoderne stehen. In diesem Zusammenhang sollen Stahlbauwerke und die mit ihnen verknüpften Techniken und Praktiken analysiert werden. Es gilt, nach den sozialen, ökonomischen und kulturellen sowie den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Entstehungsbedingungen und den beteiligten Akteursnetzwerken zu fragen: Nach Planungs-, Produktions-, und Konstruktionsprozessen, Standardisierung, Normierung und Typisierung, Unikat und Serienprodukt, dem Anschub neuer Werkstoff- und Bau(teil)entwicklungen sowie auch den Gremien und Institutionen, die diese Entwicklungen organisierten.
Ein zweiter Fokus der Betrachtungen liegt auf den damit verbundenen denkmalpflegerischen Aspekten. Im Sinne einer Inventarisierung gilt es, den Denkmal- oder Quellenwert bestimmter Bauten oder auch Baugattungen aus Stahl in der Hochmoderne genauer zu charakterisieren. Lassen sich zudem grundlegende Innovations- und/oder Produktionsentwicklungen herausarbeiten, die für die Betrachtung der Wertigkeit von Objekten diskutiert werden können bzw. Beachtung finden sollten? Im Weiteren können auch Strategien zur Erhaltung, Sanierung oder Ertüchtigung solcher Bauten vorgestellt werden. Dabei soll es aber weniger um Erfahrungsberichte von Instandsetzungsmaßnahmen gehen, sondern vielmehr um eine übergreifende Auseinandersetzung beispielsweise mit typischen Mängeln, die vielleicht schon Teil des bauzeitlichen Entwurfs waren, heute unter aktuellen Nutzungsbedingungen jedoch spezifische Probleme hervorrufen."