Karl von Meyenn (1937-2022) gestorben

18. Juni 2022

Am 18. Juni 2022 verstarb in Neuburg an der Donau der zwischen 1975 und 1984 in der Abt. GNT tätige Physikhistoriker Karl von Meÿenn. 1937 in Potsdam geboren, lebte er seit 1953 zunächst in Chile, wohin seine Eltern ausgewandert waren, und studierte seit 1959 in Santiago Physik und nach dem Diplom dann weiter an der Universität Freiburg, wo er 1971 bei Siegfried Flügge über den Order-Disorder-Übergang im NaNO2 promoviert wurde. 1972/73 lehrte er kurze Zeit an der katholischen Universität Chiles, bevor er 1973 nach dem Militärputsch Pinochets Chile verließ und in Freiburg eine Assistentenstelle innehatte. 1975 wechselte er von der Physik in die Wissenschaftsgeschichte und ging zu Armin Hermann nach Stuttgart. An dessen Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik begann er 1975 federführend die lange von der DFG geförderte Herausgabe des wissenschaftlichen Briefwechsels von Wolfgang Pauli - ein Langzeitprojekt, das erst 2005 mit dem 9. Teilband abgeschlossen wurde. 1985-90 war er in Barcelona Professor für Wissenschaftsgeschichte, 1991 am MPI f. Physik in München, danach wiss. Gast am CERN, am ENRS und an der ETH in Zürich, die ihn 2006 zu ihrem Ehrenrat machte* sowie ab 2000 für einige Jahre am Institut für Theoretische Physik der Universität Ulm. 2011 erschien seine Auswahledition der Korrespondenz Erwin Schrödingers. Die Physikgeschichte verdankt ihm neben den beiden großen Briefeditionen eine ganze Reihe verdienstvoller Anthologien, u.a. über Wolfgang Pauli – das Gewissen der Physik (zusammen mit C.P. Enz 1988), zu Triumph und Krise der Mechanik (1990), zur Forman-These über Quantenmechanik und Weimarer Republik (1994) und den biographischen Sammelband über Die Großen Physiker (1999). Im Jahr 2000 erhielt er für seine Arbeiten zur Geschichte der modernen Physik die Pictet-Medaille der Société de Physique et d’Histoire Naturelle de Genève**. Wir trauern um einen sehr breit belesenen, äußerst anregenden Kollegen, der als Persönlichkeit ein Original war, nie um eine Anekdote zu seinen Physiker-Heroen Pauli, Bohr, Einstein oder Schrödinger verlegen.*** 

* siehe Link

** siehe Link

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