"Frühe Neuzeit" bezeichnet die Jahrhunderte zwischen 1500 und 1800, eine Zeit umfassender Prozesse in Europa. Genannt seien nur die Formierung des europäischen Staatensystems, die Reformation und die Ausprägung konfessioneller Lager, die zu langen Auseinandersetzungen wie dem Dreißigjährigen Krieg führten, ferner die Ausprägung neuer Wirtschaftsmethoden, frühmoderner Wissenschaftsstrukturen, Kommunikationsbedingungen und damit schließlich die Veränderung des Weltbildes der einzelnen Menschen, etwa im Zuge der europäischen Expansion nach Übersee und der Aufklärung.
Lange Zeit standen gerade in der deutschsprachigen Frühneuzeit-Forschung vor allem das Heilige Römische Reich deutscher Nation sowie die Länder Mittel- und Westeuropas im Mittelpunkt des Interesses. Auch die Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität Stuttgart fühlt sich mit ihren Lehrveranstaltungen und ihrer Forschungsaktivität einer europäischen Orientierung verpflichtet. Neben dem Blick nach Westen wird hier aber auch die Geschichte der Länder Ostmittel- und Osteuropas einbezogen, deren historische Entwicklung trotz der politischen Umwälzungen der letzten Jahre in Deutschland insgesamt noch vergleichsweise wenig bekannt ist. Die besondere Rolle der schlesischen Geschichte dokumentiert die Arbeit des Projektbereichs Schlesische Geschichte, der ebenfalls in der Abteilung angesiedelt ist und in seine Forschungsarbeit auch das Mittelalter sowie das 19. und 20. Jahrhundert einbezieht. Einen kulturwissenschaftlichen Schwerpunkt besitzen die einzelnen Arbeitsvorhaben an der Jablonski-Forschungsstelle.