Hic habitat felicitas Stuttgart erreicht zweiten Platz beim Archaeo-Abens Cup
Nach zwei Jahren der pandemiebedingten Zwangspause durften ArchäologInnen und AltertumswissenschaftlerInnen deutschland- und europaweit endlich wieder die Fußballschuhe schnüren! Zwar reichte es noch nicht zur 30. Auflage des traditionsreichen Winckelmann-Cups, des größten Turniers seiner Art, das eigentlich mit rund 50 Mannschaften in Oxford hätte ausgetragen werden sollen, doch gab es immerhin einen Ersatz im kleineren Format: Im beschaulichen niederbayerischen Ort Puttenhausen an der Abens fanden sich am Wochenende zwischen dem 24. und 26. Juni zwölf Teams aus Deutschland, Polen und Tschechien zusammen, um den Gewinner des Archaeo-Abens-Cups zu ermitteln. Mit dabei: Hic habitat felicitas, das 14-köpfige Aufgebot aus Studierenden der Alten Geschichte der Universität Stuttgart. Bei der letzten Ausgabe des Winckelmann-Cups im belgischen Neufchâteau im Jahr 2019 hatte man einen überragenden 3. Platz erreicht, weswegen eine gewisse Erwartungshaltung – trotz einiger personeller Wechsel – von Beginn an vorhanden war.
Der Turniermodus sah zwei Gruppen à sechs Mannschaften (ohne Rückspiel) vor, von denen sich nur die jeweils ersten beiden Plätze für die K.O.-Phase qualifizieren konnten. Entsprechend fokussiert ging Hic habitat felicitas ins Auftaktspiel der Gruppe A und setzte mit einem ungefährdeten 11:0 gegen die Latène Lovers aus Leipzig auch gleich ein beeindruckendes Ausrufezeichen. Es folgte ein 4:0 gegen Gastgeber Mars Vltor München sowie zwei 3:0-Siege gegen Medusa Bonn und das Allochtoni Krakau. Spätestens ab diesem Zeitpunkt (mit einer Tordifferenz nach nur vier Spielen von 21:0) war klar: Hier ist einiges möglich! Im letzten Gruppenspiel musste das Team gegen die Weißwurschtis/Latrine, ein Bündnis aus München und Bamberg, mit einem 2:2-Unentschieden schließlich doch den ersten kleinen Dämpfer hinnehmen: Zwar gelang den StuttgarterInnen die schnelle Führung, doch sah man sich schon binnen weniger Minuten zunächst dem allerersten Gegentor und dann sogar dem Rückstand gegenüber. Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung konnte der Ausgleich aber noch erzwungen und letztendlich alles zum Guten gewendet werden. Damit stand am Samstagnachmittag der souveräne Gruppensieg fest: „Sozusagen ins Halbfinale gestürmt! Wer nicht dabei war, hat offenbar jetzt schon etwas verpasst.“, frohlockt Professor Peter Scholz, der dem Team noch am selben Tag seine Glückwünsche aus der Euroleague-Sieger-Stadt Frankfurt übermittelt.
Am Sonntagvormittag galt es im Halbfinale mit der Legio X Lipsiensis eine ausgesprochen harte Nuss zu knacken. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, das Spiel wurde intensiv geführt, blieb aber durchgehend fair. Viel Geduld war vonnöten, ehe der gut aufgelegte Torhüter des Gegners schließlich doch per Nachschuss überwunden werden konnte – Finale! Im Endspiel wartete dann der große Showdown gegen Pilsner Frühquell, eine Mannschaft, die am Vortag ihre Gruppe B nach Belieben ohne ein einziges Gegentor dominiert hatte und auch beim 6:0 im zweiten Halbfinale gegen Mars Vltor nichts anbrennen ließ. Vom Anpfiff weg sollte den Tschechen aber klar werden, dass sie es dieses Mal mit weitaus mehr Gegenwehr zu tun bekommen würden als im bisherigen Turnierverlauf. Diese Erkenntnis stieß dem einen oder anderen sauer auf, und die Partie wurde mit zunehmender Dauer immer ruppiger. Eine knifflige 9-Meter-Entscheidung zugunsten Pilsens am Beginn der zweiten Halbzeit sollte den Ausgang des Spiels schließlich vorherbestimmen: Zwar wurde der Strafstoß noch pariert, doch fand der Nachschuss letztendlich sein Ziel. In der Folge wehrte sich Stuttgart weiterhin nach Kräften, konnte aber kaum noch nennenswert für Entlastung sorgen. Stattdessen waren die Gemüter auf beiden Seiten nunmehr so stark erhitzt, dass sie nur noch mit Platzverweisen für beide Mannschaften in Zaum gehalten werden konnten. Aus dem Dauerdruck der Gegner resultierte schließlich noch ein weiteres Gegentor, welches auch den 2:0-Endstand markierte.
Den Stolz über das Erbrachte konnte die Niederlage freilich nur kurz schmälern. „Wacker geschlagen, doch kein Grund, um niedergeschlagen zu sein... ein toller Erfolg! Was für eine Serie: Nach dem dritten Platz in der Belgica nun der Finaleinzug im bayrischen Barbaricum!“, resümiert Professor Scholz die großartige sportliche Leistung schon wenige Minuten nach der Siegerehrung. Und tatsächlich: Einmal mehr haben Hic habitat felicitas unter Beweis gestellt, dass sie zu den besten ἀποπουδοβαλόντες der altertumswissenschaftlichen Zunft gehören und in der Lage sind, um jeden Titel mitzuspielen. Die Chance auf den ganz großen Coup gibt es bereits im kommenden Jahr, wenn in der Nähe von München wieder der eigentliche Winckelmann-Cup ausgetragen werden wird.
(Raphael Bernbeck)